Büro, Remote, Hybrid

Sebastian Flack • 23. September 2025

Büro, Remote, Hybrid: Wie Sie im flexiblen Arbeitsmodell Verbundenheit sichern

Büro, Remote, Hybrid: Wie Sie im flexiblen Arbeitsmodell Verbundenheit sichern
Die Dynamik der Arbeitswelt hat sich fundamental verändert. Starre Büropräsenzmodelle weichen flexiblen Lösungen, bei denen Mitarbeitende hybrid, remote oder ganz im Büro arbeiten. Diese Entwicklung bietet enorme Vorteile in puncto Work-Life-Balance und Autonomie, stellt Unternehmen jedoch vor eine zentrale Herausforderung: Wie kann Verbundenheit und Zugehörigkeit im Team aufrechterhalten werden, wenn informelle Begegnungen seltener werden? Dieser Beitrag widmet sich den Strategien, die notwendig sind, um auch im flexiblen Arbeitsmodell eine starke emotionale Bindung zu gewährleisten.

Inhalt dieses Beitrags:
•    Die Herausforderung der Distanz
•    Verbundenheit bewusst gestalten
•    Die Rolle der Technologie
•    Die Bedeutung von „Purpose“
•    Fazit: Zugehörigkeit als Hybrid-Strategie

Die Herausforderung der Distanz im Job

Flexibles Arbeiten hat die räumliche Trennung zur Norm gemacht. Während die traditionelle Büro-Arbeit zahlreiche Gelegenheiten für informelle, spontane Interaktionen bot – der kurze Plausch in der Kaffeeküche, das Gespräch auf dem Flur –, fallen diese Mikromomente der Verbundenheit im Remote- oder Hybrid-Modell weg. Diese unstrukturierten sozialen Interaktionen sind jedoch essenziell für den Aufbau von Vertrauen, Empathie und einem gemeinsamen „Wir-Gefühl“. Ihre Abwesenheit kann zu einem Gefühl der Isolation führen, das die emotionale Bindung an Kolleg*innen und das Unternehmen schwächt. Es besteht die Gefahr, dass die Arbeit zu einer reinen Abfolge von Aufgaben verkommt, bei der der menschliche Kontakt auf das Nötigste reduziert wird, was wiederum die Bindungsabsicht der Mitarbeitenden verringert. Die "Trap of Not Belonging", die bereits in einem früheren Beitrag angesprochen wurde, wird durch die räumliche Distanz verstärkt. Insbesondere neue Mitarbeitende können Schwierigkeiten haben, sich in ein virtuelles Team zu integrieren, da die subtilen sozialen Hinweise und die informelle Einarbeitung fehlen, die im Büro oft automatisch stattfinden. Dies führt dazu, dass das kollektive Wissen und die soziale Kohäsion erodieren, was die Teamleistung langfristig beeinträchtigen kann.


Verbundenheit im Unternehmen bewusst gestalten

Um die durch die Distanz entstandene Lücke zu schließen, muss Verbundenheit aktiv und bewusst gestaltet werden. Es ist nicht länger etwas, das einfach passiert, sondern eine strategische Priorität. Unternehmen sollten eine bewusste Kultur der Verbundenheit etablieren, die über rein formelle Meetings hinausgeht.


  • Regelmäßige Check-ins jenseits der Agenda: Schaffen Sie feste Zeiten für informelle, nicht-arbeitsbezogene Gespräche. Das können virtuelle Kaffeepausen sein oder „Good-News-Meetings“, in denen jede*r etwas Positives aus dem persönlichen oder beruflichen Alltag teilt. Solche Rituale helfen, die menschliche Komponente zu bewahren. Sie signalisieren, dass das Wohlbefinden und die Person des*der Einzelnen wichtig sind.
  • Gemeinsame physische Treffen: Reine Online-Arbeit sollte nicht bedeuten, dass der persönliche Kontakt gänzlich entfällt. Regelmäßige, geplante physische Treffen, wie Team-Offsites, Workshops oder gemeinsame Mittagessen, stärken die Beziehungen nachhaltig und schaffen Erinnerungen, die das Teamgefühl langfristig festigen. Diese Treffen müssen strategisch geplant werden, um einen echten Mehrwert zu bieten und nicht als bloße Pflichtübung empfunden zu werden.
  • Gemeinsame Rituale und Erfolge: Feiern Sie Erfolge online genauso enthusiastisch wie offline. Nutzen Sie digitale Plattformen, um Meilensteine gemeinsam zu würdigen und Anerkennung auszusprechen. Die Schaffung eines gemeinsamen Narrativs, einer „Team-Story“, die Erfolge und Herausforderungen festhält, kann die kollektive Identität stärken, selbst wenn die physische Distanz groß ist.


Die Rolle der Technologie in der Arbeitswelt

Technologie ist nicht nur das Werkzeug für die Zusammenarbeit, sondern kann auch ein Katalysator für Verbundenheit sein. Unternehmen können Plattformen nutzen, die über die reine Kommunikation hinausgehen und soziale Interaktion fördern. Zum Beispiel können interne Social-Media-Kanäle für nicht-arbeitsbezogene Themen wie Hobbys, Buchempfehlungen oder das Teilen von persönlichen Erfolgen genutzt werden. Auch virtuelle Spieleabende, Lunch-and-Learn-Sessions oder Online-Yoga-Kurse können die Verbundenheit über die Distanz hinweg stärken und den informellen Austausch fördern. Wichtig ist, dass diese Tools intuitiv und freiwillig sind, um den Druck zu vermeiden und die psychologische Sicherheit nicht zu gefährden. Der Einsatz von Video-Anrufen statt reiner Audio-Calls, wo immer möglich, kann ebenfalls dazu beitragen, die menschliche Verbindung durch das Sehen von Mimik und Gestik zu stärken. Technologie wird somit zum digitalen Äquivalent des Büros, das den Raum für spontane Begegnungen und den Aufbau von Beziehungen bietet.

Die Rolle der Technologie in der Arbeitswelt

Die Bedeutung von „Purpose“ für Unternehmen

Wenn die unmittelbare soziale Verbundenheit schwieriger wird, rückt ein anderer Bindungsfaktor in den Vordergrund: der gemeinsame Zweck (Purpose). In einem flexiblen Arbeitsmodell wird die Mission des Unternehmens zum emotionalen Klebstoff. Mitarbeitende, die den Sinn ihrer Arbeit verstehen und sich mit den Werten und Zielen der Organisation identifizieren, fühlen sich auch ohne täglichen persönlichen Kontakt verbunden. Die gemeinsame Mission wird zum verbindenden Element, das alle vereint – unabhängig davon, wo sie arbeiten. Führungskräfte haben hier die Aufgabe, den Sinn der Arbeit klar zu kommunizieren und sicherzustellen, dass jede*r Mitarbeitende versteht, wie sein*ihr individueller Beitrag zum großen Ganzen beiträgt. Dies erfordert regelmäßige Kommunikation über die strategischen Ziele und die damit verbundenen Erfolge, um das Gefühl der kollektiven Leistung aufrechtzuerhalten.


Fazit: Zugehörigkeit als Hybrid-Strategie

Flexibles Arbeiten ist gekommen, um zu bleiben. Die Unternehmen, die in diesem neuen Arbeitsumfeld erfolgreich sein wollen, müssen Zugehörigkeit nicht als Zufallsprodukt betrachten, sondern als strategisches Ziel. Indem sie bewusst Rituale und Kommunikationsstrukturen schaffen, die Verbundenheit fördern, die Technologie intelligent einsetzen und den gemeinsamen Zweck in den Mittelpunkt stellen, können sie die Herausforderungen der Distanz meistern. Die Fähigkeit, eine starke, emotionale Bindung in einer flexiblen Arbeitswelt zu pflegen, wird zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil, der nicht nur die Loyalität der bestehenden Belegschaft sichert, sondern auch im Kampf um die besten Talente den entscheidenden Unterschied macht. Die Zukunft der Arbeit liegt nicht in der Wahl zwischen Büro und Remote, sondern in der intelligenten Verknüpfung beider Welten, bei der die menschliche Komponente niemals aus den Augen verloren wird.

 

Literaturhinweise:

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Baumeister, Roy F. & Leary, Mark R. (1995): The Need to Belong: Desire for Interpersonal Attachments as a Fundamental Human Motivation. In: Psychological Bulletin. [Online]. Vol. 117(3), S. 497-529.


Edmondson, Amy (1999): Psychological Safety and Learning Behavior in Work Teams. In: Administrative Science Quarterly. Vol. 44(2), S. 350-383.


Waller, Lee (2022): A Sense of Belonging at Work: A Guide to Improving Wellbeing and Performance. Abingdon Oxon: Routledge.


Zabrautanu, Daniela M. (2023): Peer-Anerkennung – Der komplette Leitfaden: Zitate, Ideen & mehr. Abgerufen von: https://huuray.com/de/inspiration/belohnungen/peer-anerkennung/#importance of-using-a-peer-recognition-program.